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Aller guten Dinge sind drei …
Nach den begeisterten Berichten meiner Vereinskameraden Claudia und Knut aus den Vorjahren hatte ich beschlossen:
Bei diesem Lauf muss ein magnetisches Geheimnis zu finden sein. Das Backyard-Format möchte ich gern einmal testen. Noch dazu in der „Äberlausitz“. Meinem Sehnsuchtsort, wo ich in meiner Kindheit sehr viel Zeit bei meiner Oma verbringen durfte.
Da wir nun drei waren, hatte der Citylauf-Verein eine Mannschaft am Start.
Am Vorabend hat es im Westpark-Stadion bestimmt ein schönes Get-Together gegeben. Ich habe allerdings „geschwänzt“, um mich in der entscheidenden Nacht im Weber-Hotel ganz auf mich zu konzentrieren. Dabei traf ich auf Alex & Claudia, die sich das Hotel für Ihr Abendbrot ausgesucht hatten.
Das Camping im Stadion sah schon sehr heimelig aus, aber Ich habe mich im Hotel absolut wohl gefühlt, gut geschlafen und ein schönes Frühstück gab es auch.
Das Westpark-Stadion ist ein richtig schönes Start- und Zielareal, mit allem, was es braucht.
Als ich zwei Tage vorher die Wetterprognose gelesen habe, war ich sehr deprimiert. Ich bin für hohe Temperaturen nicht gemacht. Dass es im Stadion Bäume gab, die Schatten spendeten, fand ich sensationell. Das hat mich gerettet.
Ich war ein „Unbekannter in der Backyard-Szene“, die Augen waren auf andere Sportler gerichtet. Ich wiederum konnte mich orientieren an anderen Sportlern. Wie Marco Möhler zum Beispiel, der den Sieg beim 3. LBU wohl am meisten verdient hatte.
Die AOK-Plus Liegen dort im Stadion sind echt sensationell. Ich musste lernen, dass meine mitgebrachte Ausrüstung in der Kategorie hemdsärmlich einzustufen ist. Als Mike Petzold nach Runde 2 so in die Runde fragte: „Und was habt ihr euch vorgenommen?“
So einem Weltklasseathleten kann ich doch nichts vormachen: 36 Runden antwortete ich anhand meiner inneren Wünsche. Puh, war das mutig.
Dass das wirklich mutig war, zeigt das Beispiel Marco. Bei seiner letzten Runde war schon der Weg zum Start eine Überwindung. Er kam nicht wieder und musste vom Team auf der Strecke abgeholt werden. Gott sei Dank ist nichts Ernsthaftes passiert.
Ein Schicksal, was Claudia & Knut erspart blieb. Die Mannschaftswertung verleiht zusätzlich Kräfte. Claudia hat es bei den Damen auf das nicht vorhandene Podest geschafft: 10 Runden in der Wertung gleich Platz 3 und persönlicher Rekord. Claudi wäre nicht Claudi, wenn Sie nicht noch eine elfte Runde gemacht hätte. Ihr persönlicher Abschied von der Strecke mit mehr als einer Stunde Zeit.
Als Knut meine Aufmunterung beantwortete mit: Lass mich in Ruhe…
… war alles gesagt. Das Limit war erreicht. 15 Runden wären es fast geworden …14 in der Wertung sind auch neuer Rekord. Das mein mir ein neuer Rekord rauskommen muss, war zwangsläufig beim ersten Mal 😊
Die erste Runde 15 allein hat mich besonders geerdet: im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe zum ersten Mal volle Bekanntschaft mit der Strecke gemacht. Nach dem Aufstehen waren die linke Hand und das linke Knie ordentlich aufgeschürft.
Das ist der Moment, die Details hinter dem LBU ins Blickfeld zu rücken.
Die Strecke: Ist wirklich großartig zusammengestellt in einem Naherholungsgebiet mit viel Schatten rund um den Olbersdorfer See.
Die Verpflegung: Ist sensationell. Man merkt sofort, dass hier mit Sachverstand für die Läufer eine tolle Vielfalt bereitsteht, damit alle Starter möglichst lange durchhalten. Allein die Reisbällchen sind schon die Reise nach Zittau und das Startgeld wert 😉
Die Menschen: Es fühlt sich an wie eine große Familie. Ob Desinfektionsmittel, Essen oder motivierende Worte vor der nächsten Runde.
Das Team um Mike, Ulrike und Jana stellen Rekordverdächtiges auf die Beine:
Nach einer durchgemachten Nacht im heißen Läuferzelt Kartoffeln kochen. Das fordert den Körper garantiert ähnlich wie eine Laufrunde.
Und dann ist da noch jemand, der offiziell gar nicht zum Team gehört:
Marco. Er hatte allen Grund, nach den Erlebnissen traurig nach Hause zu fahren. Ist aber geblieben, hat mir all sein Equipment und seine mentale Unterstützung gegeben. Hat mich hinterher nach Hause gefahren. Wahnsinn, dass mir so etwas Wunderbares passiert.
Für so viel menschliche Herzensgüte und sportliche Größe fehlen mir schon eine bisschen die richtigen Worte.
Für mich hieß es einfach: Laufen, ruhen, verwöhnen lassen, essen, laufen, ruhen, verwöhnen lassen essen …
In Runde 23 habe ich dann die zweite Gefahrenstelle der Strecke im Detail kennen gelernt. Zwei aufgeschürfte Knie, die Linke Hand und die linke Hüfte lädiert. Zum Glück im Unglück hielten sich dank Claudis Voltaren-Salbe die Schmerzen in Grenzen.
Der zweite Tag ging mit noch größerer Hitze vorüber. Ich war so froh, dass mein „Schweizer Uhrwerk“ zuverlässig seinen Dienst tat.
Dass ich jede Runde mit einem Lächeln und mit Abklatschen zwischen 40 und 45 Minuten beendete und dann 15 Minuten „zu Hause“ war. Mit lieben Menschen, die mich wieder fit gemacht haben für die nächste Runde.
Irgendwann kam die Runde 33. Meine Teamkollegen hatten inzwischen aus der Ferne mitgefiebert, dass ich bis Sonntag-Abend im Rennen bleibe und der Team-Pokal an die Mannschaft des Citylauf-Vereins geht. Beflügelt, einen persönlichen Entfernungsrekord aufgestellt zu haben, musste ich mich echt zügeln, das Tempo in den folgenden Runden vor lauter Freude nicht zu überziehen. Zumal auf Runde 36 mein übermächtiger Konkurrent Ritvars aus Lettland mit Krämpfen das Tempo drosseln musste. Geht da etwa mehr?
Mein Kopf war noch frisch, meine Muskeln noch gut. Die linke Achillessehne hat mich in Runde 38 unsanft erinnert, dass es nun langsam Zeit ist, ans Aufhören zu denken.
Nach 40 Runden sage ich:
Danke lieber Körper und insbesondere liebe Achillessehne, dass ihr mir mehr als 250 km ermöglicht habt.
Danke liebes LBU-Team und insbesondere Marco, Mike, Ulrike & Mandy, dass ihr mich so fantastisch unterstützt habt, dass ich bei meiner Backyard-Premiere so weit kommen konnte.
Danke an meine beide Teamkameraden für die Unterstützung und den Tipp, dort mal hinzufahren.
Um den Teamnamen der besten LBU-Frauenmannschaft aufzugreifen: Irgendwas ist immer.
In meinem Fall einfach ein krass schönes Wochenende.
Ich weiß jetzt, warum Claudia, Knut und Marco bisher kein LBU verpasst haben und für nächstes Jahr schon gemeldet sind.
Ich bin als Fremder gekommen und als Freund gegangen.
Da Mike und sein Team garantiert auch den vierten LBU mit voller Leidenschaft organisieren werden, kann ich jedem Ultraläufer eine Teilnahme nur wärmstens empfehlen.