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100km-Lauf: Ulrich Trodler Landesmeister der M40
Am gestrigen Sonnabend fand in Leipzig die Deutsche Meisterschaft im 100 Kilometer-Lauf statt. Gleichzeitig wurden die Sachsenmeister ermittelt. Vom Citylaufverein dabei war Ulrich Trodler. Er schildert im Folgenden seine ganz persönlichen Erlebnisse von diesem Rennen, aber auch vom bereits im Juli stattgefundenen Eiger Trail:
„Falls jemand das schöne Trail-Event Eiger Ultra für die Zukunft im Auge hat: Als ich am 13.07.2016 in Burglauenen nach der scheinbar einfachen 10 km Knochenbrecher-Talstrecke von der Schynigen Platte ankam, war ich für eines extrem dankbar: Dass ich neun Monate vorher so geistesgegenwärtig war, beim ersten Mal Alpen-Trail nur die 51 Kilometer zu melden. Ich durfte somit nach Grindelwald Richtung Ziel abbiegen. Vom traumhaften Unesco-Weltnaturerbe Eiger-Jungfrau-Panorama hatte ich ohnehin alles gesehen. In meiner Naivität hatte ich geglaubt, mit der Teilnahme an der Harzquerung über ebenso 51 km könnte ich ein Gefühl für den Eiger-Trail gewinnen. Ein gewaltiger Irrtum. Die hiesigen Trails sind reiner „Flachland-Spaß“ gegen die echten Alpen.
Eine wichtige Lektion durfte ich vor dem Start lernen: Der Veranstalter hatte beim Briefing dringend Stöcke empfohlen. Weil durch den Wintereinbruch 3 Tage vorher ein Teil der Strecke unter Schnee lag. Die Stöcke hatte ich bei Sommerwetter eine Woche vorher in Dresden gelassen.
Der Durchschnittspuls 141 verrät es: Ich habe mir aus sportlicher Sicht nicht das allerletzte Hemd ausgezogen. Dazu waren die Ausblicke bei Kaiserwetter zu schön. Das Laufen im Schnee zu ungewohnt. Bei den Knochenbrecher-Strecken waren mir ohne Stöcke meine Gliedmaßen für volles Risiko zu schade, also Bergabwandern statt Laufen.
Der Eigertrail war Testlauf für ein anderes Ziel:
Die Teilnahme bei der Deutschen Meisterschaft 100 km in Leipzig. Wenn acht Stunden Tortour in den Alpen klappen, dann muss es doch irgendwie für meinen ersten 100 km Lauf im pottebenen Leipziger Auwald reichen.
Zugegeben: Geträumt habe ich natürlich vom Frank-Jürries-Glückseffekt. Das wie bei der diesjährigen Marathon-Landesmeisterschaft in Görlitz ein Läufer aus der zweiten Reihe auch mal ganz oben in Sachsen auf dem Treppchen stehen kann, wenn alles passt. Bei Tageslicht betrachtet ging es für mich um Sachsen-Bronze bei meinem 100 km Debüt. Die erfahrenen Ultra-Läufer Sören Schramm (Chemnitz) und Ronald Speer (Leipzig) haben ein Vielfaches meiner Kilometer absolviert und in gemeinsamen Wettkämpfen immer vor mir gelegen.
In meinem Kopf war der Lauf wegen seiner Streckenführung eine zehn mal zehn Kilometer-Staffel. Wobei am Anfang mit Uli1 der stärkste Läufer kommt und zum Schluss mit Uli8 bis Uli10 die totalen Laufanfänger, denen schon vor dem Start sämtliche Muskeln wehtun werden.
Eine alte Weisheit sagt: Ein Langstreckenrennen gewinnt oder verliert man auf dem ersten Kilometer, nicht auf dem letzten. Übersetzt: Je schneller Uli1 loslegt, desto mehr müssen die hinteren Ulis leiden.
Der Start wurde wegen des großen Andrangs aufgrund der deutschen Meisterschaft aus dem Stadion nach draußen verlegt. Kurz hinter dem Start standen parkende Autos im Weg. Früh 6 Uhr. Dunkelheit, strömender Regen. Uli1 hat den Start leider total vermasselt. Zuerst orientierungslos und dann hinter dem sächsischen Meister viel zu schnell im Gewühl unterwegs. Bis zur extra ausgeschilderten Marathonmarke (3:15:30 h) ging das noch halbwegs gut. Aber Uli6 und 7 mussten dann auch den zweiten Sachsen ziehen lassen und hatten mit Krämpfen zu leiden. Da konnte auch die Ehefrau der 10 Ulis als Streckenposten mit Magnesium und Eiweiß wenig ausrichten. Leider gibts keine Ersatzbeine für den Rest der Strecke. Die eigentlichen Helden waren dann Uli9 und 10. Die den Negativtrend bei der Geschwindigkeit stoppen konnten. Und die Sache scheinbar ohne funktionsfähige Muskeln nur mit Willenskraft zu Ende gelaufen sind.
(Foto: U.Trodler) (Foto: U.Trodler)
Dafür gab es zum Schluss noch ein kleines persönliches Highlight:
Niels Bubel, der einen Marathon unter 2:30 h läuft und lange auf Platz zwei der Meisterschaft lag, tauchte plötzlich vor mir auf. Es gab also Läufer, die sich noch schlimmer gequält haben als ich.
Der Weg zum Ziel war aber so kurz, dass ich gegen einen Athleten dieser Klasse beim Schnell-ins-Ziel-Schleichen keine Chance hatte. Von Zielsprint kann man bei einem 100 km Lauf nicht reden.“
Ergebnisse:
13.07.2016: Eiger Trail 51 km: 8:11:57 min / Platz 101 von 468
20.08.2016: 100 km Leipzig: 8:48:38 min
Deutsche Meisterschaften: Platz 20
Sächsische Landesmeisterschaften: 3. Platz sowie Landesmeister der M40